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Trostlose Lage nach der Eroberung Jerusalems - Die Flamme der Hoffnung

Gedenke, Herr, was uns widerfahren ist!
Schau her und siehe unsere Schmach!
Unser Erbe ist den Fremden zugefallen,
unsere Häuser den Ausländern.
Wir sind Waisen geworden, vaterlos,
unsere Mütter zu Witwen.
Unser Wasser trinken wir um Geld,
unser Holz kommt uns gegen Bezahlung zu.
Unsere Verfolger sind uns beständig auf dem Hals;
werden wir müde, so gönnt man uns keine Ruhe.
Wir haben Ägypten die Hand gereicht und Assur,
um genug Brot zu erhalten.
Unsere Väter, die gesündigt haben, sind nicht mehr;
wir müssen ihre Schuld tragen.
Knechte Herrschen über uns;
niemand befreit uns aus ihrer Hand!
Wir schaffen unsere Nahrung unter Lebensgefahr herbei,
weil uns in der Wüste das Schwert bedroht.
10 Unsere Haut ist schwarz wie ein Ofen,
so versengt uns der Hunger.
11 Frauen wurden in Zion vergewaltigt,
Jungfrauen in den Städten Judas.
12 Fürsten wurden durch ihre Hand gehängt,
die Person der Alten hat man nicht geachtet.
13 Jünglinge müssen Mühlsteine tragen
und Knaben straucheln unter Bürden von Holz.
14 Die Ältesten bleiben weg vom Tor,
und die Jünglinge lassen ihr Saitenspiel.
15 Die Freude unsres Herzens ist dahin,
unser Reigen hat sich in Klage verwandelt.
16 Die Krone ist uns vom Haupte gefallen;
wehe uns, daß wir gesündigt haben!
17 Darob ist unser Herz krank geworden,
darum sind unsere Augen trübe:
18 weil der Berg Zion verwüstet ist;
Füchse tummeln sich daselbst.
19 Du aber, o Herr, bleibst ewiglich,
dein Thron besteht für und für!
20 Warum willst du uns für immer vergessen,
uns verlassen auf Lebenszeit?
21 Bringe uns zu dir zurück, o Herr, so kehren wir um;
laß es wieder werden wie vor alters!
22 Oder hast du uns gänzlich verworfen,
bist du allzusehr über uns erzürnt?

Herr, führe uns zurück zu dir!

Herr, vergiss nicht, was man uns angetan hat!
Sieh doch, wie wir gedemütigt werden!
Unser Grund und Boden gehört einem anderen Volk,
und in unseren Häusern wohnen jetzt Fremde!
Wir sind verlassen wie Waisenkinder,
unsere Mütter schutzlos wie Witwen!
Unser eigenes Trinkwasser müssen wir bezahlen,
und auch Brennholz bekommen wir nur gegen Geld.
Der Feind sitzt uns unbarmherzig im Nacken;
wir sind erschöpft, doch man gönnt uns keine Ruhe.
Wir unterwarfen uns den Ägyptern und Assyrern,
um genug Brot zu essen zu haben.
Unsere Vorfahren leben schon lange nicht mehr,
wir aber müssen nun für ihre Schuld bezahlen.
Sklaven sind zu Herrschern über uns geworden,
und keiner schützt uns vor ihrer Willkür.
Unter Lebensgefahr müssen wir nach Nahrung suchen,
denn Räuberbanden machen das ganze Land unsicher.
10 Wir sind vom Hunger ausgezehrt,
unsere Körper glühen vor Fieber.
11 In Zion haben sie unsere Frauen vergewaltigt,
in den Städten Judas vergingen sie sich an den Mädchen.
12 Sie haben die führenden Männer aufgehängt
und die Obersten all ihrer Ehre beraubt.
13 Unsere Männer müssen Korn mahlen wie Sklaven,
die Jungen brechen beim Holzschleppen zusammen.
14 Die Alten sitzen nicht mehr am Stadttor beieinander,
und die Jungen spielen keine Instrumente mehr.
15 Aus unserem Leben ist alle Freude verflogen,
das Singen und Tanzen ist zum Trauerlied geworden.
16 Wir haben unseren Ruhm und Glanz verloren;[a]
es ist aus mit uns, weil wir gegen Gott gesündigt haben.
17 Darum ist unser Herz traurig und krank,
und unsere Augen sind müde vom Weinen.
18 Denn der heilige Berg Zion ist verwüstet,
wilde Füchse streunen nun dort umher.

19 Aber du, Herr, regierst für immer und ewig,
ja, du bist König für alle Zeiten.
20 Warum hast du uns all die Jahre vergessen?
Willst du uns etwa für immer verlassen?
21 Herr, führe uns doch zurück zu dir,
damit wir zu dir umkehren können!
Lass unser Leben wieder so sein wie früher!
22 Oder hast du uns für immer verstoßen?
Hat dein Zorn über uns denn kein Ende?

Footnotes

  1. 5,16 Wörtlich: Die Krone ist uns vom Kopf gefallen.