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Das Gericht über Israel – die untreuen Hirten und der gute Hirte

11 Libanon, öffne deine Tore, damit das Feuer deine Zedern fresse!

Klage, Zypresse, denn die Zeder ist gefallen, denn die Herrlichen sind verwüstet! Klagt, ihr Eichen von Baschan, denn der undurchdringliche Wald ist umgehauen!

Man hört die Hirten jammern, weil ihre Herrlichkeit verwüstet ist; man hört die Junglöwen brüllen, denn das Dickicht des Jordan ist verwüstet.

So sprach der Herr, mein Gott: Weide die Schlachtschafe!

Denn ihre Käufer schlachten sie und fühlen sich dabei unschuldig, und ihre Verkäufer sagen: »Gelobt sei der Herr; ich bin reich geworden!« Und ihre Hirten verschonen sie nicht.

Darum will ich die Bewohner des Landes auch nicht mehr verschonen, spricht der Herr, sondern siehe, ich will die Menschen preisgeben, jeden in die Hand seines Nächsten und in die Hand seines Königs; die werden das Land verheeren, und ich werde es nicht aus ihrer Hand erretten.

Und ich weidete die Schlachtschafe, ja, die Elenden der Herde; und ich nahm mir zwei Stäbe, den einen nannte ich »Huld«, den anderen »Verbindung«. Und so weidete ich die Schafe.

Da vertilgte ich in einem Monat die drei Hirten; und meine Seele wurde ungeduldig über sie, und auch sie hatten einen Widerwillen gegen mich.

Da sprach ich: Ich will euch nicht länger weiden! Was stirbt, das sterbe; was vertilgt werden soll, das werde vertilgt; von den Übrigen aber soll jedes das Fleisch des anderen fressen!

10 Und ich nahm meinen Stab »Huld« und zerbrach ihn, um meinen Bund aufzuheben, den ich mit allen Völkern gemacht hatte.

11 Als er nun an jenem Tag aufgehoben wurde, da erkannten die Elenden der Herde, die auf mich achteten, dass es das Wort des Herrn war.

12 Da sprach ich zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn; wenn aber nicht, so lasst es bleiben! Da wogen sie mir meinen Lohn ab, 30 Silberlinge.[a]

13 Aber der Herr sprach zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wertgeachtet worden bin! Da nahm ich die 30 Silberlinge und warf sie ins Haus des Herrn, dem Töpfer hin.

14 Darauf zerbrach ich auch meinen zweiten Stab »Verbindung«, um die Bruderschaft aufzulösen zwischen Juda und dem Haus Israel.

15 Da sprach der Herr zu mir: Nimm dir wiederum Geräte eines törichten Hirten!

16 Denn siehe, ich lasse einen Hirten im Land aufkommen, der das Vermisste nicht sucht, das Zerstreute nicht sammelt, das Verwundete nicht heilt, das Gesunde nicht versorgt, sondern das Fleisch des Gemästeten frisst und ihre Klauen zerreißt.

17 Wehe dem nichtsnutzigen Hirten[b], der die Herde verlässt! Ein Schwert komme über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll gänzlich verdorren und sein rechtes Auge völlig erlöschen!

Footnotes

  1. (11,12) 30 Silberlinge waren der Preis für einen vom Stier getöteten Sklaven (vgl. 2Mo 21,32).
  2. (11,17) od. dem götzendienerischen Hirten / Götzenhirten.

Die Mächtigen werden gestürzt

11 Öffne deine Tore, Libanon, damit Feuer deine Zedern verzehrt!

Klagt, ihr Zypressen, denn die Zedern sind umgestürzt, die mächtigen Bäume sind zerstört! Klagt, ihr Eichen vom Baschangebirge, denn der undurchdringliche Wald ist dahin!

Hört, wie die Hirten klagen, weil ihre saftigen Weiden vernichtet sind! Hört, wie der Löwe brüllt, denn sein Versteck, das Dickicht am Jordan, gibt es nicht mehr!

Der Prophet als Hirte

Der Herr, mein Gott, sagte zu mir: »Hüte die Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind! Ihre Besitzer haben sie nur gekauft, um sie zu töten, und empfinden nicht einmal Schuld; oder sie verkaufen sie und sagen: ›Preist den Herrn, jetzt sind wir reich!‹ Selbst die Hirten haben kein Erbarmen mit der Herde.

Ja, auch ich, der Herr, habe kein Erbarmen mehr mit den Bewohnern dieses Landes. Ich liefere jeden Einzelnen der Willkür seiner Mitmenschen und des Königs aus. Das ganze Land werden sie ins Unglück stürzen, und ich werde sie nicht daran hindern!«

Da kümmerte ich mich um die Schafe, die zum Schlachten bestimmt waren, ganz besonders um die schwachen und wehrlosen Tiere[a]. Ich nahm mir zwei Hirtenstäbe: Den einen nannte ich »Freundschaft«, den anderen »Gemeinschaft«; damit hütete ich die Schafe. Drei schlechte Hirten jagte ich noch im selben Monat davon. Doch die Schafe wollten von mir nichts wissen, und ich verlor die Geduld mit ihnen. Da sagte ich: »Ich will euch nicht mehr weiden. Wer im Sterben liegt, soll sterben; wer umzukommen droht, soll umkommen; und die Übrigen sollen sich gegenseitig auffressen.« 10 Ich nahm den Hirtenstab mit dem Namen »Freundschaft« und zerbrach ihn. So hob ich das Bündnis auf, das ich zugunsten der Israeliten mit allen Völkern ringsum geschlossen hatte. 11 Nun hatte es keine Geltung mehr.

Die wehrlosen Schafe[b], die mir zusahen, erkannten an diesem Zeichen, dass ich im Auftrag des Herrn gehandelt hatte. 12 Ich sagte zu meiner Herde[c]: »Wenn es euch recht ist, gebt mir jetzt meinen Lohn; wenn nicht, dann lasst es bleiben!« Sie zahlten mir 30 Silberstücke aus.

13 Da sagte der Herr zu mir: »Das ist also die stolze Summe, die ich ihnen wert bin! Wirf das Geld dem Töpfer[d] vor die Füße!« Ich nahm die 30 Silberstücke und warf sie im Tempel dem Töpfer hin. 14 Dann zerbrach ich den zweiten Hirtenstab, den ich »Gemeinschaft« genannt hatte, und hob so den Bruderbund zwischen Juda und Israel auf.

15 Nun sprach der Herr zu mir: »Tritt noch einmal als Hirte auf, diesmal aber als nichtsnutziger! 16 Denn einen solchen Hirten werde ich über mein Volk einsetzen: Er sucht nicht nach den verirrten Schafen und schert sich nicht darum, wenn sie zugrunde gehen. Die verletzten pflegt er nicht, und er kümmert sich erst recht nicht um die gesunden. Die fettesten Tiere schlachtet er für sich selbst und reißt ihnen in seiner Gier sogar noch die Klauen ab. 17 Wehe diesem nichtsnutzigen Hirten, der die Schafe im Stich lässt! Der rechte Arm soll ihm abgeschlagen, das rechte Auge ausgestochen werden! Ja, sein Arm soll verkrüppeln und sein Auge erblinden!«

Footnotes

  1. 11,7 Oder nach der griechischen Übersetzung: um die Schafe, die zum Schlachten bestimmt waren, für die Schafhändler.
  2. 11,11 Oder nach der griechischen Übersetzung: Die Schafhändler. – Vgl. die Anmerkung zu Vers 7.
  3. 11,12 Wörtlich: zu ihnen. – Je nach Auslegung sind hier die Schafe selbst oder die Schafhändler gemeint.
  4. 11,13 Oder nach der griechischen Übersetzung: dem Schmelzer. – So auch im nächsten Satz.