Ereignisse nach dem Fall Jerusalems: Flucht nach Ägypten (Kapitel 40–45)

Jeremia wird befreit

40 Jeremia war gefesselt nach Rama gebracht worden, zusammen mit den Gefangenen aus Juda und Jerusalem, die in die Verbannung nach Babylonien geführt werden sollten. Dort empfing er auch weiterhin Botschaften vom Herrn. Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der babylonischen Leibwache, sorgte dafür, dass Jeremia freigelassen wurde. Er ließ ihn zu sich holen und sagte: »Der Herr, dein Gott, hat Jerusalem dieses Unheil angekündigt. Nun ist es eingetroffen – Gott hat seine Weissagung erfüllt. Ihr habt gegen den Herrn gesündigt und wolltet nicht auf ihn hören, darum müsst ihr dies nun erleben. Doch dir nehme ich jetzt die Fesseln von den Händen ab. Du bist frei! Wenn du willst, komm mit mir nach Babylonien. Dort stehst du unter meinem Schutz. Aber du kannst auch hierbleiben, wenn es dir lieber ist. Das ganze Land steht dir offen. Geh, wohin du möchtest!«

Während Jeremia noch überlegte, schlug Nebusaradan vor: »Geh doch zu Gedalja, dem Sohn von Ahikam und Enkel von Schafan! Ihn hat der babylonische König zum Statthalter über die Städte der Provinz Juda ernannt. Bleib bei ihm wohnen, mitten unter deinem Volk, oder zieh, wohin du möchtest!«

Nebusaradan gab Jeremia Verpflegung und ein Geschenk mit und ließ ihn gehen. Jeremia kam zu Gedalja nach Mizpa und wohnte dort unter der Bevölkerung, die im Land übrig geblieben war.

Mordpläne gegen Gedalja (2. Könige 25,22‒24)

Im Landesinneren hielten sich immer noch judäische Offiziere mit ihren Einheiten versteckt. Sie hörten, dass der König von Babylonien Gedalja, den Sohn von Ahikam, zum Statthalter von Juda ernannt hatte. Ihm war die Verantwortung übertragen worden für die Männer, Frauen und Kinder aus der armen Landbevölkerung, die nicht in die Verbannung nach Babylonien ziehen mussten. Da gingen die Offiziere zu Gedalja nach Mizpa. Es waren Jismael, der Sohn von Netanja, Johanan und Jonatan, die Söhne von Kareach, Seraja, der Sohn von Tanhumet, die Söhne von Efai aus Netofa und Jaasanja aus Maacha. Ihre Soldaten begleiteten sie. Gedalja versprach ihnen: »Ihr braucht vor den Babyloniern keine Angst zu haben! Bleibt in Juda und unterwerft euch dem babylonischen König! Dann geht es euch gut. Das schwöre ich euch! 10 Ich selbst bleibe in Mizpa und setze mich bei den Babyloniern für euch ein, wenn sie hierherkommen. Haltet die Weinlese, erntet die Sommerfrüchte und Oliven und legt euch Vorräte an! Bewohnt die Städte, die man euch überlassen hat!«

11 Viele Judäer waren nach Moab, Ammon, Edom und in die anderen Nachbarländer geflohen. Als sie hörten, dass der König von Babylonien einen Teil der Bevölkerung in Juda zurückgelassen und Gedalja als Statthalter eingesetzt hatte, 12 kehrten sie aus all den Orten zurück, wohin es sie verschlagen hatte, und meldeten sich bei Gedalja in Mizpa. In jenem Sommer brachten sie eine reiche Wein- und Obsternte ein.

13 Johanan, der Sohn von Kareach, und die anderen Offiziere, die sich im Landesinneren versteckt hatten, gingen noch einmal zu Gedalja 14 und warnten ihn: »Sei vorsichtig! Weißt du denn nicht, dass König Baalis von Ammon deinen Tod will? Er hat Jismael, den Sohn von Netanja, beauftragt, dich umzubringen.« Aber Gedalja glaubte ihnen nicht. 15 Da traf sich Johanan heimlich mit Gedalja und bot ihm an: »Ich werde Jismael töten, ohne dass jemand erfährt, wer es war. Denn wenn ich es nicht tue, bringt er dich um! Dann werden alle, die sich um dich gesammelt haben, wieder zerstreut, und der letzte Rest der Judäer wird umkommen!« 16 »Nein«, widersprach Gedalja, »du beschuldigst Jismael zu Unrecht! Tu ihm nichts!«

Jismael ermordet den Statthalter Gedalja (2. Könige 25,25‒26)

41 Jismael, der Sohn von Netanja und Enkel von Elischama, ein direkter Nachkomme der Königsfamilie, hatte zu den hohen Beamten des Königs von Juda gehört. Im 7. Monat kam er mit zehn Männern zu Gedalja nach Mizpa. Als sie zusammen beim Essen saßen, zogen Jismael und seine Männer plötzlich das Schwert, fielen über Gedalja her und stachen ihn nieder. So brachte Jismael den Statthalter um, den der babylonische König über die Provinz Juda eingesetzt hatte. Er tötete auch alle Judäer, die bei Gedalja in Mizpa waren, und die babylonischen Soldaten, die dort Wache hielten.

Am Tag nach der Ermordung Gedaljas, als noch niemand davon wusste, waren achtzig Männer aus Sichem, Silo und Samaria unterwegs nach Jerusalem. Sie wollten Speiseopfer und Weihrauch zu dem zerstörten Tempel bringen. Als Zeichen ihrer Trauer trugen sie zerrissene Gewänder, sie hatten sich ihre Bärte abrasiert und die Haut eingeritzt. Jismael ging ihnen von Mizpa aus weinend entgegen. Als er auf sie traf, lud er sie ein: »Kommt doch mit zu Gedalja!«

Doch kaum waren sie in der Stadt, da stachen Jismael und seine Verbündeten die Männer nieder und warfen ihre Leichen in eine Zisterne. Nur zehn von ihnen ließ Jismael am Leben, denn sie baten ihn: »Töte uns nicht! Wir geben dir alle unsere Vorräte an Weizen, Gerste, Öl und Honig, die wir auf den Feldern draußen versteckt haben.«

Die Zisterne, in die Jismael die Leichen der Ermordeten werfen ließ, war sehr groß. König Asa von Juda hatte sie seinerzeit anlegen lassen,[a] als er im Krieg gegen König Bascha von Israel die Stadt Mizpa ausbaute. Nachdem Jismael die Zisterne mit Leichen gefüllt hatte, 10 nahm er die restlichen Einwohner von Mizpa gefangen: die Töchter des Königs und alle anderen, über die Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der babylonischen Leibwache, Gedalja als Statthalter eingesetzt hatte. Jismael wollte mit seinen Gefangenen zu den Ammonitern fliehen.

11 Doch Johanan, der Sohn von Kareach, und die anderen Offiziere erfuhren von Jismaels Verbrechen. 12 Sie riefen ihre Truppen zusammen und jagten ihm nach. Am großen Teich von Gibeon holten sie ihn ein. 13 Als Jismaels Gefangene Johanan und seine Offiziere sahen, waren sie erleichtert. 14 Sie alle, die aus Mizpa verschleppt worden waren, liefen weg und schlossen sich Johanan an. 15 Jismael aber konnte mit acht Männern entkommen und floh zu den Ammonitern.

16 Johanan und die Offiziere seiner Truppen übernahmen nun die Verantwortung für die Soldaten, Frauen, Kinder und Hofbeamten, die Jismael nach dem Mord an Gedalja entführt hatte und die von ihnen befreit worden waren. 17 Sie zogen mit ihnen fort und rasteten in der Nähe von Bethlehem bei Kimhams Herberge, um von dort weiter nach Ägypten zu fliehen. 18 Sie fürchteten die Rache der Babylonier, weil Jismael den Statthalter Gedalja umgebracht hatte, der vom babylonischen König über die Provinz Juda eingesetzt worden war.

Zieht nicht nach Ägypten!

42 Johanan, der Sohn von Kareach, und Jesanja[b], der Sohn von Hoschaja, kamen mit den anderen Offizieren und allen, die sie befreit hatten, zum Propheten Jeremia und baten ihn: »Wir flehen dich an: Bete für uns zum Herrn, deinem Gott! Wir waren einmal ein großes Volk, aber jetzt ist nur noch ein kleiner Rest von uns übrig geblieben, du siehst es ja selbst! Bitte den Herrn, deinen Gott, uns zu zeigen, wohin wir gehen und was wir tun sollen!«

»Gut«, erwiderte Jeremia, »ich will eure Bitte vor den Herrn, euren Gott, bringen. Und ich verspreche, dass ich euch alles sagen werde, was der Herr antwortet. Ich verheimliche euch nichts.« Da entgegneten sie: »Der Herr soll als wahrhaftiger und unbestechlicher Zeuge gegen uns auftreten, wenn wir nicht jede seiner Weisungen befolgen, die er dir für uns gibt! Ganz gleich ob uns seine Antwort gefällt oder nicht, wir wollen auf den Herrn, unseren Gott, hören, zu dem du in unserem Auftrag betest. Wir wollen tun, was er sagt, denn dann geht es uns gut!«

Zehn Tage später empfing Jeremia eine Botschaft vom Herrn. Er rief Johanan, die anderen Offiziere und alle Leute, Jung und Alt, zu sich. »Ihr habt mich beauftragt, eure Bitte vor Gott zu bringen«, sagte Jeremia. »So spricht der Herr, der Gott Israels: 10 Wenn ihr in diesem Land wohnen bleibt, will ich euch aufbauen und nicht niederreißen, euch einpflanzen und nicht mehr entwurzeln, denn mir tut das Unheil leid, das ich über euch hereinbrechen ließ. 11 Jetzt fürchtet ihr euch vor dem König von Babylonien. Aber ich, der Herr, sage: Habt keine Angst mehr vor ihm! Denn ich bin bei euch, ich werde euch schützen und aus seiner Hand retten. 12 Weil ich Erbarmen mit euch habe, sorge ich dafür, dass er sich gnädig zeigt und euch hier in eurem Land bleiben lässt.

13 Hört auf mich, den Herrn, euren Gott! Sagt nicht: ›Wir wollen das Land verlassen 14 und nach Ägypten fliehen, wo wir nichts mehr vom Krieg sehen, keine Alarmsignale hören und nicht mehr hungern müssen. Dort wollen wir wohnen!‹ 15 Denn ich, der Herr, der allmächtige Gott Israels, sage euch: Wenn ihr Judäer, die ihr nicht verschleppt worden seid, unbedingt nach Ägypten ziehen und euch dort niederlassen wollt, 16 dann werden Krieg und Hunger, vor denen ihr so große Angst habt, euch gerade dort treffen. Ihr werdet in diesem Land umkommen. 17 Jeder, der sich dazu entschließt, nach Ägypten zu gehen, wird im Krieg, an Hunger oder an einer Seuche sterben. Keiner entkommt dem Unheil, das ich dann über euch bringe.

18 Ja, ich, der Herr, der allmächtige Gott Israels, kündige euch an: Wie mein glühender Zorn die Einwohner von Jerusalem getroffen hat, so wird er auch euch treffen, wenn ihr nach Ägypten zieht. Man wird entsetzt sein über euer Schicksal, ihr werdet verhöhnt und verachtet. Wer einen anderen verfluchen will, wünscht ihm das gleiche Unglück, das ihr erlitten habt. Eure Heimat seht ihr dann nie wieder!«

19 »Ihr Judäer, die ihr noch übrig geblieben seid«, fuhr Jeremia fort, »hört, was der Herr euch sagt! Zieht nicht nach Ägypten! Denkt immer daran, dass ich euch davor gewarnt habe, 20 sonst setzt ihr euer Leben aufs Spiel! Ihr habt mich beauftragt, für euch zum Herrn, eurem Gott, zu beten. Ich sollte euch seine Antwort weitergeben, und ihr habt fest versprochen, ihm zu gehorchen. 21 Heute habe ich euch seine Botschaft verkündet. Doch ich weiß, ihr wollt nicht auf die Worte des Herrn, eures Gottes, hören. 22 Wenn ihr wirklich in Ägypten Zuflucht sucht, werdet ihr im Krieg, an Hunger oder an einer Seuche sterben. Darauf könnt ihr euch verlassen!«

Jeremias Warnung wird überhört (2. Könige 25,26)

43 Jeremia hatte den Judäern alles verkündet, was er ihnen im Auftrag des Herrn, ihres Gottes, sagen sollte. Da erwiderten Asarja, der Sohn von Hoschaja, Johanan, der Sohn von Kareach, und die anderen Männer verächtlich: »Du lügst! Der Herr, unser Gott, hat dich nicht zu uns gesandt. Er hat uns nicht davor gewarnt, nach Ägypten zu fliehen und uns dort niederzulassen. Baruch, der Sohn von Nerija, steckt dahinter; er hetzt dich gegen uns auf! Er will doch nur, dass wir den Babyloniern in die Hände fallen, damit sie uns umbringen oder verschleppen!«

So schlugen Johanan, die anderen Offiziere und alle, die zu Jeremia gekommen waren, die Weisung des Herrn in den Wind und blieben nicht in Juda. Sie machten sich auf den Weg und nahmen alle Judäer mit, die aus den Nachbarländern zurückgekehrt waren, in denen sie Schutz gesucht hatten: Männer, Frauen und Kinder sowie die Töchter des Königs und alle anderen, die Nebusaradan, der Oberbefehlshaber der babylonischen Leibwache, unter Gedaljas Aufsicht zurückgelassen hatte. Auch der Prophet Jeremia und Baruch, der Sohn von Nerija, mussten mitkommen. So missachteten sie die Weisung des Herrn und zogen nach Ägypten bis zur Grenzstadt Tachpanhes.

Auch Ägypten wird besiegt

In Tachpanhes empfing Jeremia eine Botschaft vom Herrn: »Hol ein paar große Steine und vergrab sie im Lehmboden unter dem Ziegelweg am Eingang zum Palast des Pharaos! Die Judäer sollen dir dabei zusehen. 10 Sag ihnen: So spricht der Herr, der allmächtige Gott Israels: Ich lasse meinen Diener, König Nebukadnezar von Babylonien, in dieses Land einfallen und seinen Thron über diesen Steinen errichten, die Jeremia hier in meinem Auftrag vergraben hat. Über ihnen wird Nebukadnezar seinen Baldachin ausbreiten. 11 Ja, er wird kommen und Ägypten besiegen. Wer für den Tod bestimmt ist, wird sterben, wer für die Gefangenschaft bestimmt ist, wird in die Gefangenschaft ziehen, und wer im Krieg umkommen soll, wird im Krieg umkommen. 12-13 Nebukadnezar wird[c] die Tempel niederbrennen und die ägyptischen Götterstatuen mitnehmen. Wie ein Hirte die Läuse von seinem Gewand aufliest, so wird er in Ägypten alles packen und zerstören. Er reißt die Steinsäulen von Heliopolis[d] nieder und steckt die Tempel der ägyptischen Götter in Brand. Dann zieht er unbehelligt fort.«

Warum verehrt ihr immer noch andere Götter?

44 Jeremia empfing eine Botschaft für alle Judäer in Unterägypten – in Migdol, Tachpanhes und Memfis – und in Oberägypten:

»So spricht der Herr, der allmächtige Gott Israels: Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, welches Unheil ich über Jerusalem und die anderen Städte Judas hereinbrechen ließ. Nun liegen sie in Trümmern und sind menschenleer, denn ihre Einwohner haben mit ihrer Bosheit meinen Zorn herausgefordert. Sie brachten anderen Göttern Opfer dar und verehrten Götzen, die weder sie noch ihr oder eure Vorfahren jemals gekannt haben. Immer wieder habe ich meine Boten, die Propheten, zu ihnen gesandt und sie gewarnt: ›Hört auf mit diesem abscheulichen Götzendienst, denn ich hasse ihn!‹ Aber sie haben mich nicht ernst genommen und nicht auf mich gehört. Sie sind nicht von ihren falschen Wegen umgekehrt, sondern haben weiterhin anderen Göttern geopfert.

Da bekamen sie meinen glühenden Zorn zu spüren. Er zerstörte die Städte Judas und verwüstete die Straßen Jerusalems. Noch heute liegen sie in Trümmern, niemand wohnt mehr dort.

Ich, der Herr, der allmächtige Gott, der Gott Israels, frage euch nun: Warum beschwört ihr wieder ein so schreckliches Unheil herauf? Wollt ihr unbedingt, dass Mann und Frau, Kind und Säugling aus dem Volk Juda ausgerottet werden, bis keiner von euch mehr übrig ist? Mit euren Taten fordert ihr mich heraus. Auch hier in Ägypten, wo ihr Zuflucht gesucht habt, bringt ihr anderen Göttern Opfer dar. Wollt ihr wirklich ausgerottet werden, wollt ihr ein abschreckendes Beispiel sein, verhöhnt und verspottet von den anderen Völkern der Erde? Habt ihr schon vergessen, wie schlimm ihr es in Juda und auf den Straßen Jerusalems getrieben habt, ihr und eure Frauen, eure Vorfahren, eure Könige und deren Frauen? 10 Bis heute hat keiner von euch seine Schuld zugegeben, keiner erweist mir Ehrfurcht und lebt nach meinem Gesetz, nach den Geboten, die ich euch und euren Vorfahren gegeben habe.

11 Darum sage ich, der Herr, der allmächtige Gott Israels: Ich bin fest entschlossen, Unheil über euch zu bringen und das ganze Volk von Juda auszurotten. 12 Ich lasse alle von euch umkommen, die sich in Ägypten in Sicherheit bringen wollten. Jung und Alt werden im Krieg oder an Hunger sterben. Man wird entsetzt sein über euer Schicksal, von allen werdet ihr verhöhnt und verachtet. Wer einen anderen verfluchen will, wünscht ihm das gleiche Los, das euch getroffen hat. 13 Euch Judäer in Ägypten werde ich ebenso strafen wie damals die Einwohner von Jerusalem: durch Krieg, Hunger und Seuchen. 14 Das Unheil wird alle treffen, die hier in Ägypten Schutz gesucht haben. Niemand von euch wird nach Juda zurückkehren, wo ihr so gerne wieder leben würdet, niemand außer ein paar Flüchtlingen!«

»Wir haben die Himmelskönigin viel zu wenig verehrt!«

15 Alle Judäer in Unter- und Oberägypten, Männer und Frauen, hatten sich zu einer großen Versammlung eingefunden. Die Männer wussten sehr wohl, dass ihre Frauen anderen Göttern Opfer darbrachten. Sie alle entgegneten Jeremia: 16 »Was du uns da im Auftrag des Herrn sagst, werden wir auf keinen Fall befolgen! 17 Wir wollen weiterhin der Himmelskönigin[e] Räucheropfer und Trankopfer darbringen, so wie wir, unsere Vorfahren, unsere Könige und führenden Männer es schon früher getan haben. Wir stehen zu dem, was wir versprochen haben, und lassen uns durch niemanden davon abbringen! Als wir die Himmelskönigin noch in der Heimat verehrten, ging es uns gut. Wir hatten genug zu essen und blieben vom Unglück verschont. 18 Aber seit wir mit dem Opfern aufgehört haben, geht es uns in jeder Hinsicht schlecht, viele von uns sind im Krieg umgekommen oder verhungert.« 19 Dann sagten die Frauen: »Unsere Männer erlauben uns schließlich, der Himmelskönigin zu opfern. Wir verbrennen Weihrauch für die Göttin, wir backen Kuchen, die sie darstellen sollen, und gießen Wein als Trankopfer für sie aus.«

Nur ein kleiner Rest von euch wird übrig bleiben

20 Jeremia erwiderte den versammelten Judäern, allen Männern und Frauen, die ihm widersprochen hatten: 21 »Meint ihr, der Herr wüsste nicht, was ihr in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems getrieben habt? Er hat es genau gesehen: Anderen Göttern habt ihr Opfer dargebracht, ihr und eure Vorfahren, die Könige, die führenden Männer und das ganze Volk. 22 Schließlich konnte der Herr eure Bosheit und euren abscheulichen Götzendienst nicht länger ertragen. Darum hat er euer Land zu einer trostlosen Wüste und zu einem Bild des Schreckens gemacht, so wie es heute ist. Wer einen anderen verfluchen will, wünscht ihm dasselbe Schicksal, das euch getroffen hat. 23 Das Unheil ist über euch hereingebrochen, gerade weil ihr anderen Göttern geopfert und damit gegen den Herrn gesündigt habt. Ihr wolltet nicht auf ihn hören und habt nicht nach seinem Gesetz, nach seinen Geboten und Weisungen gelebt.«

24 Dann verkündete Jeremia dem ganzen Volk und besonders den Frauen: »Hört, was der Herr euch sagt, ihr Judäer, die ihr nach Ägypten gezogen seid! 25 So spricht der Herr, der allmächtige Gott Israels: Ihr und eure Frauen habt geschworen, der Himmelskönigin Räucheropfer und Trankopfer darzubringen, und ihr habt euer Gelübde erfüllt. Ja, haltet euch nur an eure Versprechen, tut, was ihr geschworen habt!

26 Aber hört, was ich, der Herr, euch sage, ihr Judäer in Ägypten: Ich, der Herr, schwöre bei mir selbst: Es wird in diesem Land bald keinen mehr von euch geben, der in meinem Namen einen Eid leistet und sagt: ›So wahr Gott, der Herr, lebt.‹ 27 Ja, ich sorge dafür, dass euch nur noch Leid und nichts Gutes mehr geschieht. Ihr Judäer werdet alle im Krieg fallen oder verhungern, bis niemand mehr von euch übrig ist. 28 Nur wenige werden den Schwertern der Feinde entkommen und aus Ägypten nach Juda zurückkehren. Dann werden sie erkennen, wessen Ankündigung sich erfüllt hat – ihre oder meine. 29 Ich, der Herr, gebe euch ein Zeichen, damit ihr wisst: Meine Drohungen sind keine leeren Worte, hier in diesem Land trifft euch meine Strafe. 30 Ihr werdet sehen: Wie ich König Zedekia seinem Todfeind Nebukadnezar ausgeliefert habe, so werde ich auch Pharao Hofra in die Gewalt seiner Todfeinde geben. Mein Wort gilt!«

Eine Botschaft für Baruch

45 Im 4. Regierungsjahr des judäischen Königs Jojakim, des Sohnes von Josia, sagte der Prophet Jeremia zu Baruch, dem Sohn von Nerija, der gerade Jeremias Botschaften auf eine Schriftrolle geschrieben hatte: »So spricht der Herr, der Gott Israels: Baruch, du klagst: ›Ich unglücklicher Mensch! Leide ich nicht schon genug? Und nun lädt mir der Herr noch neuen Kummer auf! Vom vielen Seufzen bin ich völlig erschöpft und finde keine Ruhe!‹ Ich, der Herr, sage dir: Was ich in diesem Land aufgebaut habe, zerstöre ich wieder, und was ich eingepflanzt habe, reiße ich wieder aus! Und da hoffst du, du könntest in Glück und Frieden leben? Erwarte nicht zu viel! Denn ich, der Herr, lasse Unheil über alle Menschen hereinbrechen. Doch eines verspreche ich dir: Wo immer du hingehst, wirst du mit dem Leben davonkommen!«

Footnotes

  1. 41,9 So nach der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Die Zisterne, in die Jismael die Leichen werfen ließ, die er zusammen mit (oder: wegen) Gedalja ermordet hatte, hatte König Asa von Juda seinerzeit anlegen lassen.
  2. 42,1 Oder nach der griechischen Übersetzung: Asarja. – Vgl. Kapitel 43,2.
  3. 43,12‒13 So nach der griechischen Übersetzung. Der hebräische Text lautet: Ich werde.
  4. 43,12‒13 In Heliopolis (»Sonnenstadt«) stand der Tempel des Sonnengottes Re, der für seine Obelisken berühmt war.
  5. 44,17 Vgl. die Anmerkung zu Kapitel 7,18.